Kulturtipp Bayrischer Rundfunk

Die Folk-Band Die Grenzgänger hat sich auf die Entdeckung und Neuinterpretation historischer Lieder spezialisiert. Dafür wurden sie seit 1995 schon fünf Mal mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Den morgigen 100. Jahrestag der Novemberrevolution 1918 haben sie zum Anlass genommen, ein Album mit historischen Revolutionsliedern aufzunehmen.

Max Hoelz ist wieder da!

Als Erich Mühsam diese Zeilen 1920 auf die Melodie eines alten Kriegslieds verfasste, war die von ihm mit initiierte Münchner Räterepublik bereits Geschichte und er selbst saß im Gefängnis Niederschönfeld in Haft. Dass die Revolution 1918/19 in München wesentlich von Künstlern und Literaten getragen wurden, spiegelt sich auch in der Liedauswahl der Grenzgänger wider: neben Mühsam sind auch Ernst Toller und Kurz Eisner mit Texten vertreten. Außerdem hören Klassiker der Arbeiterbewegung, revolutionäre Gassenhauer und bekannte Texte von Ferdinand Freiligrath oder Bertold Brecht.

In Erwägung

Das Besondere dieses Albums: Statt sie betulich nachtzuspielen, holen die Grenzgänger die alten Lieder frech in die Gegenwart. Sie sprengen das Folk-Genre, aus dem sie kommen, versetzten die alten Lieder mit Swing- und Reggae-Rhythmen oder schmuggeln ein Hardrock-Riff in die Musik. Auf „Revolution“, erschienen beim bandeigenen Müller-Lüdenscheidt-Verlag, lassen die Grenzgänger die alten Lieder tatsächlich so klingen, als seien sie erst gestern geschrieben worden.

Bernhard Jugel, 8. November 2018